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Stimmen zur Kraftwerksstrategie der Bundesregierung

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Münster - Die Bundesregierung hat gestern (05.02.2024) eine Einigung zur Kraftwerksstrategie bekannt gegeben. Neben der Ankündigung eines Kapazitätsmarktes sollen kurzfristig H2-ready Kraftwerke mit einer Leistung von 10 GW ausgeschrieben und sämtliche Hemmnisse für Elektrolyse und Speicher abgeschafft werden. Vertreter der Energiewirtschaft begrüßen die Einigung.

Nach zähem Ringen hat sich die Bundesregierung auf die Eckpunkte der Kraftwerksstrategie geeinigt. Damit soll der Rahmen für Investitionen in moderne, hochflexible und klimafreundliche Kraftwerke geschaffen werden, die in der Lage sind, zukünftig auch Wasserstoff zu nutzen. Vereinbart hat die Bundesregierung darüber hinaus, die Arbeiten an dem zukünftigen Strommarktdesign weiter voranzubringen und ein Konzept für einen technologieneutralen Kapazitätsmechanismus zur erarbeiten. Des Weiteren wurde von der Regierung ein Abbau der Hemmnisse für die Errichtung und den Betrieb von Elektrolyseuren beschlossen. Nachfolgend einige Stimmen zur Kraftwerksstrategie aus der Energiewirtschaft.

BDEW: Meilenstein für Klimaneutralität und Versorgungs- und Systemsicherheit
Für den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist die Einigung der Bundesregierung ein entscheidender Baustein für einen erfolgreichen Weg in Richtung Klimaneutralität bei gleichzeitiger Wahrung der Versorgungs- und Systemsicherheit. „Der Zubau neuer Gaskraftwerke ist Grundlage für den Kohleausstieg. Gleichzeitig sind die wasserstofffähigen Gaskraftwerke wichtige Abnehmer und damit relevanter Baustein für Planungssicherheit im Rahmen des Wasserstoffkernnetzes. Der politischen Einigung muss nun zeitnah ein konkreter Gesetzesvorschlag folgen, damit in diesem Jahr noch die erste Ausschreibung erfolgen kann“, fordert die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung Kerstin Andreae.

Für den BDEW ist es eine richtige Entscheidung, im Rahmen der Kraftwerksstrategie aus Kostengründen zunächst mit der Ausschreibung von neuen wasserstofffähigen Kraftwerken zu starten. Dies hatte die Energiebranche als Beitrag zur Kosteneffizienz vorgeschlagen. „Richtigerweise werden teurere Hybrid- und Sprinter-Kraftwerke in der Strategie zurückgestellt. Auch die von der Energiebranche geforderte Verzahnung mit einem Kapazitätsmechanismus ist ein notwendiger Baustein für Investitionssicherheit“, so Andreae weiter. Nun müsse dringend Klarheit für die Investoren geschaffen werden.

VKU: Eckpunkten muss schnell eine praxistaugliche Strategie folgen
Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßt, dass es in der Bundesregierung jetzt einen politischen Konsens über Eckpunkte einer künftigen Kraftwerksstrategie gibt. Die grundsätzliche Verständigung auf einen Kapazitätsmechanismus für gesicherte Stromleistungen sei richtig, so der Verband in einer Ersteinschätzung. Der Erfolg der Pläne werde jedoch maßgeblich von der konkreten Umsetzung anhängen. Den Eckpunkten müsse nun zügig eine praxistaugliche Strategie folgen.

„Richtig ist, dass die Einigung eine Verzahnung von kurzfristig ausgeschriebenen Kraftwerken mit dem langfristigen Marktdesign vorsieht. Entscheidend ist allerdings, dass möglichst schnell Klarheit herrscht: Sowohl über die konkrete Ausgestaltung der im Rahmen der Kraftwerksstrategie kurzfristig vorgesehenen Ausschreibungen als auch über die Rahmenbedingungen eines zukünftigen Kapazitätsmarkts“, betont VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.

Aus Sicht des VKU gehören zu einer Kraftwerkstrategie aus einem Guss KWK-Anlagen dazu, da sie die Systemdienlichkeit der neuen Kraftwerke unterstützen. Die nun vorgelegte Einigung müsse deswegen mit einer Verlängerung des Kraftwärmekopplungsgesetzes (KWKG) über 2026 hinaus flankiert werden, so der VKU.

BNE kritisiert Schwerpunktsetzung auf Erdgas - Transformation wird verlangsamt
Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BE) sieht durch die Kraftwerksstrategie eine Schwerpunktsetzung auf Erdgas, dadurch werde das Transformationstempo verlangsamt. „Die Betreiber von H2-ready-Gaskraftwerken haben viel zu lange Zeit, um ihre Kraftwerke vollständig auf grünen Wasserstoff umzustellen. Das genaue Umstiegsdatum soll erst 2032 festgelegt werden. Im Worst Case wird der Stromsektor dann erst 2040 vollständig dekarbonisiert. Wir brauchen eine vollständige Dekarbonisierung der zentralen Zukunftsenergie Strom bis spätestens 2035“, fordert BNE-Geschäftsführer Robert Busch.

Mit Blick auf das neue Strommarktdesign sieht der BNE den Ansatz von Kapazitätsmärkten kritisch, da er zu Marktverzerrungen führe und hohe Kosten zur Folge hätte. Der BNE setzt hingegen auf marktkonforme Kapazitätsmechanismen. Die Marschrichtung muss sein, alle Flexibilitäts- und Speicherpotenziale zu aktivieren und alle bestehenden Barrieren konsequent abzubauen. „Wir begrüßen in diesem Zusammenhang auch den Hürdenabbau für Elektrolyseure. Das macht die Energiewende effizienter und verursacht keine zusätzlichen Kosten", so Busch weiter.

BEE fordert systemdienliche und erneuerbare Gestaltung der Kraftwerksstrategie
Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) fordert in seiner Reaktion, den von der Ampel skizzierten Rahmen der Kraftwerksstrategie nun systemdienlich und erneuerbar zu gestalten. Der Paradigmenwechsel von der überholten Struktur fossiler und atomarer Großkraftwerke und Grundlast hin zu Flexibilität und Dezentralität müsse sich auch in der Kraftwerksstrategie widerspiegeln. Zusammen mit dem Strommarktdesign solle eine Flexibilitätsstrategie erarbeitet werden, so der BEE.

Dass die auszuschreibenden Kapazitäten für H2-ready-Gaskraftwerke verringert wurden, ist aus BEE-Sicht richtig. Die Verlängerung der Frist für den Umstieg auf Wasserstoff lehnt der Verband dagegen deutlich ab.

„Bei den Ausschreibungen sind im Sinne der Kosteneffizienz, der dauerhaften Versorgungssicherheit, der Klimaneutralität und der Resilienz alle verfügbaren klimafreundlichen Flexibilitätspotenziale zu berücksichtigen, also vor allem die steuerbaren Quellen Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, zudem grüne Kraft-Wärme-Kopplung, Speicher und Power-to-X“, so BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. Allein die Bioenergie könne durch Leistungssteigerung kurzfristig bis 2030 zwölf GW und bis 2045 sogar 24 GW an steuerbarer Leistung zur Verfügung stellen und das zu deutlich geringeren Kosten, ergänzt Peter.

DWV: Verabschiedung investitionssicherer Rahmenbedingungen muss schnell folgen
Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Wasserstoff Verbandes (DWV) Werner Diwald fordert angesichts des erheblichen zeitlichen Drucks jetzt zügig, investitionssichere Rahmenbedingungen zu verabschieden, um die technischen Voraussetzungen zur Absicherung unserer Energieversorgung zu schaffen. „Nur mit Wasserstoff-Kraftwerken, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden, können die Klimaziele 2030 erreicht und gleichzeitig die Stromversorgung vollkommen witterungsunabhängig in einer erneuerbaren Energiewirtschaft gesichert werden“, so Diwald.

Aus Sicht des DWV stellt sich zudem die Frage, warum in der Eckpunkte-Vereinbarung zur Kraftwerksstrategie nur insgesamt 10,5 GW an Kraftwerksleistung ausgeschrieben werden sollen. Die Analyse des BMWK habe vielmehr ergeben, dass bis 2030 über 23 GW an Gaskraftwerken, die mit Wasserstoff betrieben werden können, zur Absicherung der Stromversorgung erforderlich sind.

„Der DWV fordert deshalb die Ausschreibung der bereits seit langem angekündigten 8,8 GW Hybrid- und Sprinterkraftwerke. Zudem müssen weitere 15 GW an zukunftsfähigen H2-ready Kraftwerken in den nächsten drei Jahren ausgeschrieben werden, damit deren Fertigstellung bis 2030 gewährleistet werden kann“, so Diwald weiter.

© IWR, 2024


06.02.2024

 



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