Wellen und Gezeiten – Energiegewinnung aus dem Meer
Kraft der Gezeiten
Seit einigen Jahren wird versucht, auch die Wasserkraft von Wellen und Gezeiten für die Energiegewinnung nutzbar zu machen. Gezeitenkraftwerke nutzen die Wasserbewegung durch den natürlichen Tidenhub aus. Dafür werden Buchten und Flussmündungen im Gezeitenbereich durch Staumauern abgeriegelt. Das Hochwasser der Flut kann zurückgehalten und dann bei Ebbe zur Energieerzeugung eingesetzt werden. Zudem kommen Zweiwegturbinen zum Einsatz, die in beide Durchströmungsrichtungen arbeiten und so durch zu- wie abfließendes Wasser betrieben werden können.
Natürlich ist die Tidenenergie prinzipiell unerschöpflich, doch sie ist zwangläufig einem natürlichen Schwankungsrhythmus unterworfen, weshalb die Einspeisung in ein großes Verbundnetz erfolgen muss oder die Koppelung an ein Pumpspeicherkraftwerk erforderlich wird. Zudem ist ein Tidenhub von mindestens fünf bis sechs Metern nötig, was die Standortauswahl begrenzt. Der Dammbau impliziert massive Eingriffe in das Ökosystem der abgetrennten Bucht und es besteht das Risiko von Erdbeben oder gar Dammbrüchen.
Wellenkraft nutzen
Ein anderer Versuch, die Kraft des Meeres zu zähmen, sind Wellenkraftwerke, welche mit verschiedenen technischen Verfahren die kontinuierliche Bewegungsenergie der Wellen in elektrische Energie umwandeln. Diese Technologie ist noch unausgereifter als die der Gezeitenkraftwerke. Erste Prototypen werden momentan vor der Nordküste Schottlands getestet.
Obgleich die Gezeiten- und Wellenenergie bislang keine effiziente Nutzung zulassen, sind dem European Marien Energy Centre zufolge zahlreiche Unternehmen aus aller Welt, insbesondere aus den USA und Großbritannien, aber auch aus dem restlichen Europa sowie Australien in diesem Bereich engagiert. Nach Zahlen der Studie "Global Marine Energy Market Analysis to 2020 - Capacity, Generation, Regulation and Market Share Analysis", veröffentlicht von Global Data, betrug die 2009 installierte Kapazität von Meeresenergie 270 MW. Für 2020 seien bereits rund 46.200 MW zu erwarten. Wachstumsmärkte seien vor allem die USA und Großbritannien.
Es besteht also durchaus Potential. Daher ist die junge Branche nun auf die nötigen Investitionen angewiesen, um den Weg in die Wirtschaftlichkeit zu finden. So fördert die schottische Regierung beispielsweise mit dem Saltire-Prize und dem WATERS Fund den Ausbau dieser Technologien. Bleiben die Investitionen jedoch aus, so bleibt die Idee der Energiegewinnung aus dem Meer wohl ein schöner Traum.
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