EU-Parlament löst Preissturz bei CO2-Zertifikaten aus
CO2-Zertifikate-Preis rauscht um 35 Prozent in den Keller
An der Börse ist der Preis für CO2-Zertifikate nach der Entscheidung im heutigen Handel extrem eingebrochen. Aktuell notiert er am Sekundärmarkt, an dem die bereits ausgegebenen Zertifikate gehandelt werden, bei nur noch 3,10 Euro je Tonne CO2. Das ist gegenüber dem Vortages-Schlusskurs (4,73 Euro/t CO2) ein Absturz um knapp 35 Prozent und bedeutet einen neuen Tiefststand. Die Preise für die Zertifikate pro Tonne emittiertes CO2 liegen bereits seit Jahren deutlich unter den ursprünglich erwarteten 17 bis 20 Euro. Am Sekundärmarkt für Zertifikate der Handelsperiode 2013 bis 2020 ist bislang noch nie ein Preis von mehr als 10 Euro erzielt worden. Grund dafür ist eine Überausstattung mit Emissionszertifikaten, die zum einen durch wenig ambitionierte EU-Emissionsgrenzen im Krisenjahr 2009 sowie durch eine Schwemme von Zertifikaten aus Drittstaaten erklären lässt. Aufgrund der geringen Preise lohnt sich auch der Betrieb klimaschädlicher Kohlekraftwerke. Hocheffiziente Gaskraftwerke stehen in Folge dessen zunehmend still. Auch die Strompreise fallen am Terminmarkt. Aktuell kostet Strom für das Lieferjahr 2014 weniger als vier Cent je Kilowattstunde.
Energiewirtschaft sieht verpasste Chance
Die Energiewirtschaft in Deutschland bedauert die Ablehnung des Parlaments zum Backloading. Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), erklärte, dass das europäische Parlament mit dem Beschluss die Chance verpasst habe, das Emissionshandelssystem zu stärken. Müller weiter: "Die einmalige Verknappung dieser Emissionsberechtigungen hätte dafür sorgen können, dass sich der Überschuss an CO2-Zertifikaten verringert und das Preisniveau auf einem - wenn auch niedrigem Niveau - stabilisiert worden wäre. Darüber hinaus hätte es sich auch nicht um einen generellen Freibrief für weitere Eingriffe in den CO2-Markt gehandelt. Nach den Vorstellungen des Parlaments war geplant, nur einmalig in den Markt einzugreifen, um die Planungssicherheit der Unternehmen nicht zu gefährden. Der BDEW hatte sich für ein solches einmaliges "Backloading" ausgesprochen. Nach dieser negativen Entscheidung zu "Backloading" ist es aus Sicht des BDEW nun umso wichtiger, dass sich die EU auf eine grundlegende Reform des CO2-Zertifikate-Handels in Europa verständigt."
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